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Künstler: Primordial Album: The gathering wilderness Erscheinungsjahr: 2005 Anspieltipp: The coffin ships Autor: Markus it feels like I’ve been here before here to where the animals lay down to die so we stood alone on a distant shore our broken spirits in rags and tatters Musik gewordene Leidenschaft liefern Primordial auf ihrem mittlerweile 5. Output „The gathering wilderness“. Die Iren um Sänger und Poet A. A. Nemtheanga vertonen so unterschiedliche Emotionen wie Stolz, Erhabenheit, Verzweiflung und Hass, kleiden diese in ein rabenschwarzes Gewand und inszenieren 7 überlange Kompositionen, die imposanter und fesselnder nicht daherkommen könnten. Im Grunde genommen basiert ein Primordial-Stück auf einem treibenden, geradezu monoton anmutenden Riff, das sich durch den gesamten Song zieht und diesen vorantreibt, die weitere Instrumentierung ist allerdings derart opulent, dass die volle Aufmerksamkeit des Hörers gefordert wird. Ein Musterbeispiel für diese These bietet das furiose „The song of the tomb“. Ein gnadenlos nach vorne preschender Track, der vor allem durch zahlreiche im Hintergrund positionierte Versatzstücke zu glänzen weiß. Frontman A. A. Nemtheanga kann eine äußerst facettenreiche Stimme sein Eigen nennen. Grimmige Shouts gehören genauso zu seinem Repertoire wie fast weinerlich wirkender Trauergesang oder eine düstere Erzählerstimme. Beeindruckend wie der Sangeskünstler in die verschiedensten Rollen schlüpft und so die Grundstimmung der Songs maßgeblich zu prägen weiß. Die hypnotischen und keineswegs im Hintergrund agierenden Drums vervollständigen einen ausdrucksstarken, intensiven und rohen Soundeindruck, der restlos in seinen Bann zu ziehen weiß. „The gathering wilderness“ ist keine Platte, die nebenbei gehört werden will. Zu anspruchsvoll sind die Mini-Epen Primordials geraten. Songs wie der Titeltrack oder „The coffin ships“ kratzen die 10 Minuten-Marke und müssen schon eher erschlossen als konsumiert werden. Äußerst urwüchsig und schroff ist die Produktion von Soundmagier Billy Anderson geraten, der schon mit solch illustren Kapellen wie Neurosis oder den Melvins gearbeitet hat. Der Einfluss des Produzenten ist allgegenwärtig. Noch nie haben Primordial eine derart authentisch wirkendes Klanggerüst verpasst bekommen. Vieles was beim ersten mal Anhören noch undifferenziert aus den Boxen tönt, bohrt sich bei jedem weiteren Hördurchlauf umso nachhaltiger in die Gehörgänge. Spätestens nachdem die Platte 5 mal im CD-Schacht rotiert ist, will man keine andere Produktion mehr. Jede Wette. Trotz aller vorhandenen Komplexität funktionieren die Kompositionen der Mannschaft von der grünen Insel vor allem auf der emotionalen Ebene. Ein Stück wie das bereits erwähnte „The coffin ships“ treibt einem ob der allgegenwärtigen Verzweiflung fast Tränen in die Augen, selbst die Gitarren scheinen zu weinen. Vor allem in diesem Stück reflektieren Primordial über die Geschichte ihres Heimatlands. Der Song berichtet über die große Hungersnot in Irland Mitte des 19. Jahrhunderts. Zehntausende Iren starben damals bei dem Versuch per Schiff nach Amerika überzusetzen. Nicht nur hier zeigen sich Primordial äußerst heimatverbunden, die meisten Melodien auf „The gathering wilderness“ haben den ungestümen Charme Irlands, auch Sänger A. A. Nemtheanga kann und will seinen irischen Akzent nicht leugnen. Primordial wollen nicht nur durch gute Songs auf sich aufmerksam machen, sie wollen den Hörer vor allem emotional berühren. Dieses Vorhaben lässt sich mit „The gathering wilderness“ ohne Probleme in die Tat umsetzen.
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